Seit dem 08. April 2019 bin ich nun zum vierten Mal in Oudtshoorn/Südafrika. Von den Oratorianern und den mir noch bekannten Helferinnen und Helfern wurde ich herzlich begrüßt. Manche Kinder kannten mich noch und riefen meinen Namen.
Es ist beeindruckend zu sehen, was sich in den letzten drei Jahren verändert hat.
Die alte verkommene Schreinerwerkstatt, deren Kauf von FOPOS mitfinanziert wurde, hat sich in das Jugendcenter Haus Philipp verwandelt. Die Jugendlichen verfügen hier über ein Außengelände mit Grillplatz, über Sport- und Fitnessgeräte. Innen gibt es einen großen Gemeinschaftsraum, eine geräumige Küche und ein Lern- und Musikzimmer mit Klavier sowie ein Spielzimmer mit Kicker und Billard. Alles ist sehr gepflegt, wurde von den Jugendlichen mit erbaut, gereinigt und gestrichen in schönen bunten Farben.
Auch die Kindertagesstätte in Haus Luigi hat ihr Konzept und entsprechend ihre Räumlichkeiten verändert. Es gibt jetzt jeweils Räume für die Kleinkinder, die Kinder von 6-10 Jahren und die Kinder von 10 bis 14 Jahren. Nachdem Marvin, der Sozialarbeiter nicht mehr da ist, hat Theodore zusammen mit Barbara die Leitung übernommen.
Schockiert war ich von den Folgen der Dürre. In der Mitte des Centers war die große Rasenfläche, auf dem die Kinder spielen konnten. Jetzt ist hier nur noch Sand und etwas Erde, kein Grashalm mehr. Auch viele Bäume sind abgestorben und dieses Jahr trägt keiner der vielen Olivenbäume eine Frucht.
Pater Leon erzählte mir, dass es sehr schwierig ist, Handwerker zu bekommen. Seit mehr als einem halben Jahr versuchen sie eine Brunnenbaufirma zu bekommen, bisher ohne jeden Erfolg. Es gibt im ganzen Umkreis nur eine Firma und die scheint völlig ausgebucht zu sein. Das gleiche gilt für Gasfachbetriebe, für Elektriker und Sanitär. Viele der Fachkräfte – gerade auch Weiße – haben das Land verlassen und es gibt überhaupt keinen ausgebildeten Nachwuchs.
Das Leben im Township scheint sich nicht zu verändern. Das Elend der Menschen, die keine Chance auf Arbeit haben und in der Sinnlosigkeit versinken ist dramatisch. Einige versuchen sich mit Müllsammeln am Leben zu halten, viele mit Kriminalität, Prostitution und Gewalt. Mädchen bekommen von ihren Müttern den Rat, schon mit 15 oder 16 Jahren ein Kind zu bekommen, da das Kindergeld neben der Rente für die Alten die einzige staatliche Finanzhilfe ist. Arbeitslosengeld, Sozialhilfe ö.ä. gibt es hier nicht. In baufälligen Hütten leben dann auf engstem Raum 8 bis 12 Menschen. Alle Gewalt und Streit, wenn die Schwester einen Freier befriedigt, die Alkoholexzesse u.v.m. erleben die Kinder hautnah.
Wie dringend notwendig ist die Oase der Sicherheit und Fürsorge hier im St. Luigi Center.
Ich habe auch etwas mehr Einblick in die Finanzierung gewonnen.
Vieles an staatlicher Unterstützung und an südafrikanischen Lotteriemitteln gibt es nicht mehr. Der Staat und auch die Wohlfahrtsysteme in Südafrika wollen nur noch staatliche Einrichtungen finanzieren und nicht mehr freie Träger. FOPOS ist jetzt der stärkste regelmäßige Geldgeber für St. Luigi geworden. Daneben gibt es noch kleine Initiativen und weltweit einige Einzelspender.
Die Wichtigkeit von FOPOS für die Existenz und notwendige Weiterentwicklung des Oratoriums hier in Oudtshoorn macht mir aber auch Angst. Meine ganze Hoffnung liegt auf der Großzügigkeit der Mitglieder und Spender von FOPOS e.V., denen mein ganzer Dank für ihre Unterstützung gilt.
Oudtshoorn, den 15. April 2019 Klaus Lauck