„Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl.“ – So war es jedenfalls für mich als ich im Oktober vor den Toren des Centers stand – ein so vertrauerter Anblick, der mein Herz vor Freude tanzen ließ. Als ich aus unserem Mietwagen ausstieg und die unverwechselbaren Geräusche eines Samstagabends im Township hörte, mir die so familiären Gerüche in die Nase stiegen, mich all die Herzensmenschen freudestrahlend begrüßten und ich wieder in „meinem“ Zimmer bei Maud im Haus Dettmer einziehen durfte, fühlte es sich wahrlich an wie nach Hause kommen. Fast zwei Jahre ist meine Zeit als Freiwillige jetzt her und ich wäre am liebsten einfach wieder dortgeblieben. Als Lehrerin begrenzten allerdings die zweiwöchigen Herbstferien unsere Zeit – bei weitem nicht genug für einen Besuch im Center.

Aber: lieber kurz als gar nicht und ich weiß, dass es ein riesiges Privileg ist, diese Reise überhaupt machen zu können.

Ich hatte das große Glück, dass meine Mama ihre Flugangst überwunden hat und mit mir in meine zweite Heimat gereist ist. Das bedeutet mir sehr viel und es war unglaublich schön, ihr diesen wundersamen Ort mit all seinen lieben Menschen zu zeigen! Nun kann sie ein bisschen besser verstehen, warum ein nicht kleiner Teil meines Herzens Südafrika gehört.

Wir verbrachten gemeinsam eine sehr intensive Woche in Oudtshoorn, bevor wir noch ein wenig durch das wunderschöne Land Südafrika reisten.

Die Oratorianer und ihre Mitarbeitenden sind wirklich Engel für die Menschen im Township! In den letzten zwei Jahren hat sich im Center unglaublich viel weiterentwickelt und ich möchte von ein paar Eindrücken erzählen:
Eine besondere Freude war es für mich, den Ausbau von Haus Veronika, den ich bislang nur von Bildern kannte, mit eigenen Augen zu sehen. Das, was klein, in einem Raum angefangen hat als ich Freiwillige vor Ort war, ist zu einem geräumigen Lebensraum geworden, in dem die Mädchen kochen, essen, lernen, spielen oder einfach nur entspannen können. Es ist ein großes Geschenk, das nicht zuletzt der unvergleichlichen Mithilfe von Jette und Annika zu verdanken ist! Die jugendlichen Mädchen hier zu erleben, die zu eigenständigen, jungen Frauen herangewachsen sind, war unglaublich toll!
Meine Mama und ich genossen es auch, mit den Kindern in Haus Luigi zu spielen und zu lachen. Viele Kinder, die ich als „small kids“ kannte, sind nun „middle kids“ und ganz ordentlich gewachsen. Wie schön war es zu sehen, dass es ihnen gut geht und sie weiter regelmäßig ins Center kommen. Einen Mittag hatte Ingrid ein Gericht mit etwas Fleisch und Suppenknochen gekocht. Die Jungen haben dies so sehr genossen, dass es wirkte als sei für sie Weihnachten. Sie leckten und saugten die Knochen ab, bis kein Fitzelchen mehr daran klebte. Es war eine Freude für uns, ihnen dabei zuzusehen und zeigte uns einmal mehr, wie wichtig es ist, die kleinen Dinge wertzuschätzen.

Mit einer kleinen Gruppe aus Haus Luigi machten wir einen Ausflug zu den drei Elefanten im Reservat „Buffelsdrift“ ganz in der Nähe von Oudtshoorn. Zuerst waren die Kinder und auch meine Mama zögerlich als wir dort Angesicht zu Angesicht mit den grauen Riesen standen. Doch nach einigen Annäherungsversuchen merkten alle, dass die Elefanten sehr sanftmütig waren und sich für ihr Futter bedanken wollten, wenn sie ihre Rüssel für eine Umarmung um uns legten. Ruth, die neue Freiwillige, die seit Oktober über den Südafrika Initiativkreis Neuenkirchen für ein Jahr im Center mitarbeitet, begleitete uns bei dieser einzigartigen Erfahrung. Ein abschließender Abstecher ins Restaurant mit dem goldenen M rundete einen Nachmittag voller Highlights für die Kinder und uns ab.
Großartig entwickelt hat sich auch das Haus der Barmherzigkeit für die älteren Menschen im Township! Mit der vor kurzem fertiggestellten Palliativstation hat sich quasi das letzte fehlende Puzzleteil eingefügt, um auch den älteren Menschen eine ganzheitliche Unterstützung anzubieten. Einfach toll und ein weiteres großes Wunder, dass Gott durch das Zutun verschiedener Menschen gefügt hat. Pater Leon und Maud haben hier zudem ein großartiges Team älterer Damen geformt, die in der Suppenküche und im Secondhand-Laden liebevoll mithelfen und so die Gemeinschaft unterstützen. Dass meine Mama und ich mittags gemeinsam das Essen in der Suppenküche ausgegeben haben, war eine ganz besondere, tiefgründige Erfahrung für uns beide, die uns noch lange nachging.

Im Garten konnte ich die neu gepflanzten Oliven- und Granatapfelbäume in „Angelikas Garten“ begutachten, welche durch die FOPOS-Baumspenden gepflanzt werden konnten. Und ich staunte auch über den weiteren Ausbau der Hühnerställe und die Schweine, was zeigt, dass auch die Tierhaltung immer nachhaltiger angelegt wird, um das Center möglichst viel mit eigenen Ressourcen versorgen zu können.

Auch wenn unser Besuch nur von kurzer Dauer war, gäbe es noch so viel mehr zu erzählen, was aber hier den Rahmen sprengen würde.

Daher noch ein Fazit am Schluss: All die harte, tägliche Arbeit der Menschen im Center und jede einzelne Spende zur Unterstützung des Projekts lohnen sich, wenn man die strahlenden Augen der Kinder und Hilfesuchenden sieht! Dieser Ort ist und bleibt ein Geschenk Gottes für so viele Menschen in Not! Ich kann Ihnen und euch daher nur empfehlen: Reist einmal selbst ins St. Luigi Scrosoppi Care Center in Oudtshoorn in Südafrika und schaut euch an, was hier entstanden ist!

Für mich war es unbeschreiblich schön, all die Menschen, die wie Familie für mich sind, gesund wiederzusehen, sie in die Arme schließen zu dürfen und zu erleben, wie die Kinder und Jugendlichen sich entwickelt haben. Und deshalb war es unfassbar schwer für mich, so schnell nachdem wir „Hallo“ gesagt haben, schon wieder Abschied zu nehmen. Es fühlte sich absolut nicht richtig an, wieder zu gehen und Abschiede werden nicht einfacher, wenn sie sich wiederholen.

Doch mein Herz ist immer noch voll mit Glücksmomenten und Liebe, die ich mit nach Deutschland nehmen durfte! DANKE an meine Mama, dass ich die Erlebnisse mit dir teilen durfte und an meine St. Luigi Familie für die Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Wertschätzung: „Baie dankie! Sien jou volgende jaar!“

Lena Frigger

(Ehemalige Freiwillige und erste Vorsitzende von Fopos e.V., besuchte im Oktober 2025 mit ihrer Mutter Maria Frigger das Center)