Die Arbeit im Scrosoppi Care Centre

In diesem Bericht möchte ich Ihnen und Euch einen kleinen Einblick in den alltäglichen Ablauf im Center und in einige Aufgaben geben, die in den vergangenen, fast schon acht Wochen anstanden. Pläne ändern sich hier – ganz nach afrikanischer Manier – zwar öfter mal, was für eine strukturierte Deutsche manchmal herausfordernd ist. Aber der Tagesablauf wird in der Regel fest beibehalten.

Ein typischer Tag im Haus Luigi beginnt für mich um 9.00 Uhr. Wir nutzen die Zeit am Vormittag, in der die Kinder in der Schule sind (oder sein sollten), um aufzuräumen, zu putzen und die Workshops für den Nachmittag vorzubereiten. Unsere „gute Fee“ Ingrid kocht jeden Tag das Mittagessen für mindestens 80 Kinder. Dafür schnippeln wir oft auch viel Gemüse.

Eine meiner Aufgaben in den letzten Wochen war es, das Bücherregal im Obergeschoss des Haus Luigi auszusortieren. Durch den Regen und das undichte Dach in den Wintermonaten ist viel Feuchtigkeit eingedrungen und einige Bücher waren nun schimmelig und nicht mehr brauchbar. Langfristig wollen wir die Bücher thematisch sortieren, nummerieren und so eine kleine Bibliothek erstellen, aus der sich die Kinder und Jugendlichen Bücher ausleihen können. Wir hoffen, sie damit ein wenig mehr zum Lesen zu animieren. Die meisten lesen in ihrer Freizeit nämlich so gerne wie viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland: gar nicht. Vieles ist hier eben auch nicht anders als zuhause.

Zudem haben wir, ebenfalls im Obergeschoss, alle Spielsachen aussortiert, gewaschen und geordnet. Auch hier waren viele Dinge vom Regen beschädigt, unvollständig oder unbrauchbar.

Es dauerte einige Tage mit viel Arbeit, bis das große Chaos beseitigt hatten und alles gereinigt war. Man merkte dabei auch, dass das Center während der Corona-Pandemie lange geschlossen war und dem Durcheinander seitdem nicht mehr Einhalt geboten wurde. Es ist unglaublich, wie viel Staub und Dreck dabei zu Tage kam.

Mit diesen oder weiteren Aufgaben wird es am Vormittag also nie langweilig und es gibt immer etwas zu tun.

Um 14 Uhr kommen die Kinder, die morgens in die Schule gehen sollen – in Südafrika herrscht Schulpflicht, aber nicht alle Kinder im Township gehen regelmäßig zur Schule – ins Center. Dort haben sie erst einmal Zeit für freies Spiel. Einige Kinder schnappen sich sofort einen Ball und schnell entbrennt ein Fußball- oder Rugbyspiel. Viele klettern und hangeln sich athletisch und gefährlich aussehend durch das Klettergerüst auf unserem Spielplatz. Andere mögen es lieber ruhiger, indem sie ein Bild malen oder einfach nur zusammen „chillen“. So kann jedes Kind ganz frei entscheiden und den angebotenen Raum für sich und gemeinsam mit anderen nutzen. Wir Erwachsenen sind dabei für die Kinder da, hören ihnen zu, spielen mit ihnen und helfen, wenn sie Fragen und Anliegen haben.

Gegen 15 Uhr gibt es nach einem gemeinsamen Gebet das Mittagessen. Bevor gegessen wird, werden die Hände gewaschen. Neben der Hygiene vor dem Essen ist es wichtig, dass die Kinder in Ruhe und gemeinsam essen. Erst wenn alle fertig sind, wird ein Dankgebet gesprochen. Danach teilen wir die Jungen und Mädchen in altersgerechte und geschlechtergetrennte Gruppen ein und die verantwortlichen Erwachsenen machen etwa 45-60-minütige Workshops mit den Kindern, z.B. Afrikaans-Lesen, Mathe, Malen und Basteln, Fußball-, Rugby- oder Netzballspielen oder Gartenarbeit. Jeden Tag haben die Kinder einen anderen Workshop, sodass es in einer Woche nie langweilig oder zu eintönig für sie wird. Besonders das Lesen und die Matheübungen sind sehr wichtig, da viele unserer Kinder Probleme haben, in der Schule zu folgen und großen Nachholbedarf haben. Im Center möchten wir die Kinder bestmöglich unterstützen und sie zum Lernen und manche auch zum regelmäßigen Schulbesuch motivieren.

Bildung ist das wichtigste Gut für die Zukunft der Kinder!!!

Hintergrund: In den staatlichen Schulen gehen in eine Schulklasse mindestens 40 Kinder, oft sogar mehr. In privaten Schulen ist das anders, die Kosten jedoch viel Geld und das können die Familien hier nicht bezahlen. Lehrer sind, u.a. aufgrund der großen Klassen, häufig überfordert und können den Kindern kaum gerecht werden. Oft erleben sie Respekt- und Disziplinlosigkeit in den Schulklassen. Wer also einmal den Anschluss verloren hat, fühlt sich schnell abgehangen, hat es in den weiteren Schuljahren sehr schwer, da die Grundlagen fehlen und hört vielleicht irgendwann ganz auf zur Schule zu gehen. Auch das Umfeld zuhause ist für die Kinder nicht einfach, da sie dort oft keinen Platz, die Ruhe oder Unterstützung haben, um zu lernen.

Von Jana, der lieben Freiwilligen, die vor mir da war, habe ich den Bastel-Workshop übernommen, aber ich unterstütze auch Maud bei den Leseübungen oder spiele Netzball mit den Mädchen. Jeden Montag im Teammeeting des Haus Luigi machen wir einen Wochenplan, in dem wir die Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten mit dem Team besprechen und festlegen.

Nach den Workshops gehen die Kinder nach Hause. Mindestens zwei Mal pro Woche bleiben einige Mädchen aber noch etwas länger und wir spielen gemeinsam Netzball oder andere Spiele. Die Regeln vom Netzball musste ich erst einmal lernen, da diese Sportart in Deutschland im Breitensport nicht gelehrt und mir daher unbekannt war. Auf der anderen Seite konnte ich den Mädels schon Völkerball beibringen, was ihnen großen Spaß macht. Darüber hinaus machen wir auch immer wieder kleine Kooperationsspiele, um den Teamgeist zu stärken und das Fairplay zu fördern. So lernen wir auch im Sport gegenseitig voneinander, was eine sehr bereichernde Erfahrung ist!

Der weitere Nachmittag gehört den Jugendlichen. Die großen/älteren Jungen ab 14 Jahren kommen um 16 Uhr, da sie im Haus Philipp separate Räumlichkeiten haben und Father Mark ihnen dort andere Möglichkeiten gibt, zu lernen oder ihre Freizeit zu verbringen. So gibt es z.B. Outdoor-Sportgeräte, einen Billardtisch und eine Spielekonsole, aber auch einen Computer und Bücher mit denen gearbeitet werden kann. Father Mark betreut die Jugendlichen dort bis in den frühen Abend.

Ein ähnlicher Bereich für die älteren Mädchen fehlte lange. In Maud haben die Mädchen seit über zwei Jahren eine tolle Betreuerin und Unterstützerin gefunden, sodass sich das neue „Haus Veronika“ gerade im Aufbau befindet und auch endlich ein Raum gestaltet werden konnte, in dem die Mädchen die Möglichkeit haben, unter sich zu sein, in Ruhe zu lernen und zu chillen. Dazu aber in einem weiteren Bericht mehr.