Die Kraft des Teamworks

Die erste Oktoberwoche war eine sehr arbeitsreiche, produktive und mit schönen Anlässen gespickte Woche, von der ich in diesem Beitrag berichten möchte. In der besagten Woche hatten die Kinder und Jugendlichen eine Woche Schulferien, sodass die älteren Jungen und Mädchen auch am Vormittag ins Center kommen konnten, um dem Team von Haus Luigi beim Aufräumen, Aussortieren und Renovieren zu helfen.

Was ist passiert?

Im Haus Luigi:
In der oberen Etage des Haus Luigi hat es über den langen und nassen Winter immer wieder reingeregnet, weil das Dach undicht ist und bislang noch nicht repariert werden konnte. Denn auch der Frühling, der am 1. September begonnen hat, ist ungewöhnlich regenreich und kühl. Erst jetzt, Mitte Oktober und bald schon Sommer, gibt es längere Phasen mit sehr warmen bis heißen Tagen und die Wahrscheinlichkeit von Regen in Oudtshoorn nimmt stetig ab.

Aufgrund des vielen Regens in den vergangenen Monaten sind einige Wände des Raumes immer wieder durchnässt worden, die Farbe ist abgeplatzt und hinter dem Bücherregal hat sich stellenweise leichter Schimmel gebildet. Die älteren Jungen (ab 14 Jahre) haben das Bücherregal abmontiert und die betroffenen Wände mit viel Mühe und Energie abgekratzt und abgebürstet, sodass diese nun einige Wochen austrocknen und, sobald das Dach repariert wurde, neu verputzt und gestrichen werden können. Nachdem die Wände fertig abgekratzt und der Staub beseitigt war, wurde der Raum ganz neu strukturiert. Möbel wurden von den Jungs hin und her getragen, teilweise umfunktioniert und für einen neuen Zweck umgebaut.

Dabei brachten die Jugendlichen ihr handwerkliches Geschick und Können ein. Kaputte Gegenstände und Unbrauchbares wurden aussortiert. Um den großen Raum effektiv und sinnvoll nutzen zu können, haben wir verschiedene Bereiche hergerichtet: einen Film- und Fernsehbereich mit Fernseher und Sofas, eine Mal- und Bastelecke, ein Tisch zum Spielen von Gesellschaftsspielen, sowie ein Spielbereich mit Puppenecke und Bauteppich. Alle gewaschenen und in Kisten verstauten Spielsachen konnten ihren Weg wieder in die Regale finden. Auch eine Ecke für eine kleine Bücherei ist eingeplant, dieser Bereich muss aber noch neu hergerichtet und die Bücher sortiert werden.

Nach einer langen Aufräum- und Umbauphase kann der Raum jetzt endlich wieder richtig von den Kindern genutzt werden! Sie freuen sich sehr darüber!

Im Haus Veronika:
Das Haus Veronica war bislang eher eine provisorische Einrichtung und hatte keinen festen Ort. Die großen Mädchen (ab 14 Jahre) sehnten sich sehr nach einem eigenen Raum, in den sie sich am Nachmittag zurückziehen können, um miteinander zu „chillen“, zu spielen, zu essen und zu lernen, so wie es für die Jungen im Haus Philipp möglich ist. Maud, eine rüstige 70-jährige Frau, die hier mit den Priestern lebt, mit vollem Herzen und Einsatz mitarbeitet und mit der ich zusammen wohne, hat in den vergangenen zwei Jahren viel mit den Mädchen gearbeitet und sich sehr dafür eingesetzt, dass sie ihren eigenen Raum bekommen.

Nun war es endlich soweit und wir konnten mit den Mädchen einen Garagenraum in ihr eigenes Reich verwandeln. Gemeinsam mit Merle, die auch aus Deutschland kommt und seit Anfang Oktober für zwei Monate als Freiwillige im Center mitarbeitet, haben wir die Garage zunächst entrümpelt und ausgeräumt und anschließend die staubigen Wände geschrubbt und abgewaschen. Nachdem der Raum über Nacht gut getrocknet war, durften die Mädels am nächsten Tag Pinsel und Farbe zum Einsatz bringen. Mit lauter Musik und viel Motivation haben sie den Raum bunt gestaltet und ihre ganz eigenen Ideen auf den Wänden verwirklicht. Auch Merle und ich durften künstlerisch mitwirken und unterstützten die Mädels wo es nur ging. Kurz darauf zogen die ersten Möbel ein: Regale, Tisch und Bänke sowie ein Sofa und bequeme Stühle. Auch Spiele und Puzzles füllen schon ein Regal. Bücher, Lernmaterialien, ein Computer, ein Fernseher und andere Dinge werden noch folgen. Auch ein Kochbereich ist angedacht.

Nur durch die Mitarbeit und den eigenen, enthusiastischen Einsatz der Mädchen konnte innerhalb von drei Tagen der neue Raum entstehen. Mehr und mehr wurde und wird die Garage so zu IHREM Haus Veronica! Natürlich war und ist das Haus Veronica noch in der Anfangsphase und vieles wird in den nächsten Wochen noch erweitert und verbessert, aber der Anfang ist gemacht und die Mädchen sind unglaublich froh, stolz und dankbar, dass sie endlich einen eigenen Treffpunkt haben!
Diese Tage zeigen, wie viel man in kurzer Zeit schaffen kann, wenn viele mit anpacken und zusammenarbeiten. Echtes Teamwork! Und Spaß hat es auch allen gemacht!
Es war und ist Pater Mark, Maud und allen Mitarbeitern des Centers, so auch mir, sehr wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, ihre eigenen Ideen einzubringen und mitzuhelfen. Sie sollen sich wohlfühlen, wenn sie ins Center kommen und auch Werte wie zum Beispiel Eigenverantwortung, Wertschätzung gegenüber den Räumlichkeiten und Materialien oder Teamgeist lernen.

Nach den ganzen Umbauarbeiten gab es auch zwei Tage mit besonders schönen Anlässen.

Am Gedenktag des Heiligen Franziskus (4. Oktober), dem Schutzpatron der Tiere, brachten die Kinder und Jugendlichen am Nachmittag ihre Hunde mit ins Center. Viele Kinder kamen auch als Zuschauer zur „Hundeshow“. Loraine, eine Hundetrainerin, die ein Mal pro Woche ins Center kommt und mit einigen Hunden und Jugendlichen trainiert, erklärte den Anwesenden zunächst, wie man die Körpersprache von Hunden verstehen und richtig reagieren kann. Danach demonstrierte Shahid mit seinem Hund Frankie, was sie gelernt hatten und bewältigten den aufgebauten Parcours bravourös. Es gab viel Applaus. Auch andere Kinder zeigten mit ihren Hunden ihr Können und begeisterten das Publikum. Pater Wim segnete anschließend die Hunde und ihre Besitzer. Danach wurden die Tiere noch von einem Tierarzt angeschaut und manche auch geimpft.

Viele der Kinder und Jugendlichen, die ins Center kommen, haben oft keine guten Erfahrungen mit Hunden gemacht. Auf der Straße werden Hunde meist sehr aggressiv und „scharf“ gemacht und extra als Kampfhunde gezüchtet, um Angst zu machen oder in Gangsterbanden als Gewaltinstrument eingesetzt zu werden. Viele Menschen behandeln Hunde oder Katzen zudem wie Dreck. Daher wurden die meisten Hunde, die hier bei den Priestern leben, elendig hungernd und gewaltsam verletzt auf der Straße gefunden. Hier haben sie nun ein glückliches und behütetes Leben. Die Kinder, die ihre Hunde mitgebracht haben, gehen weitgehend verantwortungsvoll mit ihren Tieren um und lernen immer wieder neu dazu. Der Tag hat dazu beigetragen Ängste weiter abzubauen und den würdevollen Umgang mit den Tieren zu lernen. So lernen die Kinder auch, mit der Natur und seinen Lebewesen respektvoll und wertschätzend umzugehen.

Einen Tag später, am 5. Oktober, feierten wir den Gedenktag des Heiligen Luigi Scrosoppi, welcher der Namenspatron des Kinder- und Jugendzentrums ist und der Begründer des Ordens „Schwestern der Göttlichen Vorsehung“ war. Drei Schwestern dieses Ordens leben in einem Kloster, das sich ebenfalls auf dem Gelände der Oratorianer befindet. Sie kümmern sich um die Kinderkrippe für beeinträchtigte Kinder, die sich direkt neben dem Haus Luigi befindet sowie um eine weitere Kindertagesstätte neben der St. Niklas Kirche in Bridgton.
Am Morgen wurde zusammen mit den Schwestern ein festlicher Gottesdienst in der Kapelle gefeiert, zu dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kinder und Jugendlichen sowie alle Freundinnen und Freunde der Oratorianer herzlich eingeladen waren.

Die Kinder und Jugendlichen bekamen am Nachmittag, nachdem sie Mittag gegessen und ausgiebig gespielt hatten, noch eine Überraschung: zur Feier des Tages gab es leckere Cupcakes und Schokolade! Alle freuten sich riesig, denn das ist etwas ganz besonderes und gibt es nur selten, da vor allem Schokolade hier sehr teuer ist.
So ging eine ereignisreiche Woche zu Ende, in der gemeinsam viel geschafft und gefeiert wurde!