„Tatütata“ – der Nikolaus ist da

Der 6. Dezember ist der Gedenktag des Heiligen Nikolaus. Ein Mann, über den gar nicht so viel aus seinem Leben bekannt ist, der aber dennoch einer der am meisten verehrten Heiligen ist und um den sich viele Legenden ranken. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man sich genauer anschaut, was man historisch gesichert über diesen Mann weiß: geboren am Ende des dritten Jahrhunderts, Kind einer wohlhabenden Familie; er ist ein sehr gottesfürchtiger Mann, wird jung zum Priester geweiht und schließlich Bischof von Myra. Sein ganzes Erbe setzt er dafür ein, den Ärmsten und Bedürftigen der Gesellschaft zu helfen. Besonders Kinder sollen ihm am Herzen gelegen haben.

Anderen zu helfen und zu geben, denen es nicht so gut geht, das ist etwas, das wir auch heute noch vom Heiligen Nikolaus lernen können, der uns mit seinem Leben ein großes Vorbild sein kann. Denn er lebte Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Hilfsbereitschaft und Güte, die meines Erachtens in unserer modernen, digitalisierten Gesellschaft immer öfter verloren gehen und in der sich ein Geist des Egoismus, der Eigennützigkeit und Schnelllebigkeit immer mehr ausbreitet.

Umso schöner ist es, dass immer noch viele Menschen, die verschiedenen Bräuche am Nikolaustag feiern, die über die Jahrhunderte entstanden sind. In Deutschland stellen die Kinder am Vorabend ihre frisch geputzten Stiefel vor die Tür, in der Hoffnung, dass der gute Nikolaus kommt und ihnen etwas in den Stiefel tut. Mancherorts kommt sogar der Nikolaus „persönlich“ vorbei und beschenkt die Kinder.

Auch hier im Oratorium ist der Nikolaus persönlich vorbei gekommen. Schon seit einigen Jahren ist es Brauch des Oratoriums, dass alle Kinder aus der Umgebung am Nikolaustag eingeladen und beschenkt werden – ganz im Sinne des Heiligen Nikolaus. Und hier dreht sich einen Nachmittag wirklich alles um die Kinder, die hier im Township leben, die oft sehr arm sind, nur wenig zu essen haben und für die Geschenke etwas sind, das sie nur ganz ganz selten bekommen. Jedes Kind war heute willkommen, nicht nur diejenigen, die ins Center kommen.
Aber von vorne: Die Vorbereitungen auf diesen Tag begannen schon früh im Oktober als wir mit der Crowdfunding-Kampagne begonnen haben, Spenden zu sammeln, um die Aktion ermöglichen zu können. An dieser Stelle möchte ich ein ganz großes DANKESCHÖN an alle richten, die für die Nikolaus-Aktion gespendet haben! Jeder Euro hat sich gelohnt und ein Kind mehr glücklich gemacht! Wir alle sind überwältigt, wie viel Geld aus Deutschland, Südafrika und anderen Ländern zusammengekommen ist. Ein herzliches Dankeschön und herzliche Grüße auch von Pater Leon, Pater Mark und den anderen Priestern! Ich möchte auch besonders meiner Familie, meinen Freunden, Bekannten und meiner Schule für die unfassbare Unterstützung danken! DANKE! Ihr seid großartig!

Mit den vielen Spenden wurde nun jede Menge eingekauft. Pater Marks Vater war dabei eine große Hilfe, konnte große Mengen an Süßigkeiten etc. für die Aktion einkaufen und lieferte sie sogar aus Port Elizabeth nach Oudtshoorn. Einen Sonntag fuhren Pater Mark und ich mit zwei Jugendlichen aber auch nach P.E., um noch Wassereis abzuholen, das die Kinder am Anfang der Veranstaltung bekommen sollten.

Die konkreten Vorbereitungen starteten dann am Dienstag: die Jugendlichen vom Haus Philipp packten unter Anleitung von Pater Vernon knapp 1300 Geschenktüten mit allerlei Süßigkeiten. Wie am Fließband arbeiteten die Jungs wunderbar zusammen. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Nach drei Stunden waren die Kartons leer und die Päckchen voll. Zudem wurde das Amphietheater mit Stoffbahnen und Weihnachtsbaum dekoriert, um die Atmosphäre feierlich und dem Anlass angemessen zu gestalten.

Am Nikolausmorgen war Frauenpower gefragt und wir bereiteten mit den Mädels von Haus Veronica 1300 Hotdogs vor. Auch hier wusste jede, was zu tun ist und zwei Stunden später waren zahlreiche Kisten mit leckeren Wurstbrötchen gefüllt, die auf ihren Einsatz warteten.
Am frühen Nachmittag wurden alle Helferinnen und Helfer mit Nikolausmützen oder weihnachtlichen Haarreifen sowie farblich hervorstechenden Fußball-Leibchen ausgestattet. Den Großteil des Teams bildeten unsere Jugendlichen von Haus Philipp und Haus Veronica. Dazu kamen natürlich die Priester, beständige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einige Freunde und Bekannte des Centers, die auch mit anpackten. Nach einem Gruppenfoto sowie einer Besprechung, wer welche Aufgaben übernimmt, öffneten wir schließlich gegen 16 Uhr das Tor zum Gelände. Auf der Straße hatte sich im Laufe des Tages eine große Traube von wartenden Kindern gebildet. Manche warteten seit dem Vormittag in der Hitze (es war am Mittwoch über 30 Grad warm). In kleinen Gruppen wurden die Kinder nun eingelassen, bekamen ein Wassereis sowie einen Lolli und durften sich einen Platz im Amphitheater suchen.

Nachdem insgesamt 918 Kinder hereingekommen waren, begrüßte Pater Leon alle und es wurde gemeinsam gebetet. Dann begann eine kleine „Party“ und ein Musiker sang und tanzte mit den Kindern. Es war so schön zu beobachten, wie ausgelassen und fröhlich die Kinder mitmachten und die Musik sie für eine Stunde alle Sorgen und Nöte vergessen ließ. Danach war es Zeit für den großen Auftritt des Nikolaus. Alle sammelten sich auf dem Netzballfeld und der großen Wiese. Spannung lag in der Luft. Aufgeregtes Gemurmel war zu hören. Jeder kämpfte um den Platz mit der besten Sicht.

Plötzlich ertönte eine laute Sirene. Ein Feuerwehrauto fuhr langsam in den Hof, gefolgt von einem großen Löschfahrzeug. Auf diesem stand der Bischof Nikolaus, der mit seinem weißem Bart, gekleidet in rotem Mantel sowie Mitra und Stab vom Wagen herunterwinkte. Die Kinder klatschten, winkten und riefen ihm begeistert zu. Nachdem der Nikolaus hin und her gefahren ist, stieg er von seinem Transportmittel ab und fand seinen Platz am Ausgang.

Jedes Kind bekam von ihm persönlich einen Weihnachtsgruß und eine mit Süßigkeiten gefüllte Geschenktüte, bevor die Kinder auch noch einen Hotdog bekamen und sich glücklich auf den Weg nach Hause machten. Die Schlange der Kinder war lang, aber alle warteten geduldig und auch der Nikolaus harrte bis zum letzten Kind aus und schenkte ihm sein freundliches Lächeln. Gegen 19 Uhr ging eine anstrengende, aber wunderbare Aktion zu Ende!
Alles hat reibungslos geklappt, nicht zuletzt dank der großartigen Hilfe unserer Jugendlichen, die sich toll entwickelt und viel zum Gelingen beigetragen haben. Es ist toll zu sehen, wie sie lernen, Verantwortung zu übernehmen und verlässlich mitzuhelfen. All die Arbeit, Mühe und Energie von so vielen im Vorfeld hat sich bezahlt gemacht.

Ich kann nur schwer in Worten ausdrücken, wie berührend und herzerwärmend diese ganze Veranstaltung war! Mein Herz ist voll mit Liebe und Dankbarkeit! Es war solch ein unbeschreiblich ergreifendes Gefühl, diese unbändige Freude und Dankbarkeit, den Spaß und die Spannung beim Warten auf den Nikolaus auf den Gesichtern der Kinder zu sehen! In meinem Leben habe ich noch nie eine solch wunderbare Veranstaltung wie diese besucht. Hier wird genau das getan, was der Nikolaus vorgelebt hat: den armen Kindern zu helfen und ihnen etwas Gutes zu tun! Für viele wird es das einzige Weihnachtsgeschenk bleiben, das sie bekommen. Die Oratorianer, alle Helferinnen und Helfer vor Ort sowie Spenderinnen und Spender machen den Kindern damit wirklich ein unheimlich wertvolles Geschenk: in Form von gelebter Nächstenliebe!