Ein Bericht von Luis Laufmöller

2020 musste ich meinen Freiwilligendienst wegen der Coronapandemie 5 Monate früher abbrechen.

Nun war ich zum zweiten Mal in Oudtshoorn, um eigenständig meinen Freiwilligendienst im Luigi Scrosoppi Care Center fortzusetzen. Und wieder musste ich nach gut 2 Monaten früher als geplant abreisen, weil sich die neue Variante Omikron in Südafrika ausbreitete.

Ich habe mich sofort wieder gut eingelebt. Mein Ziel war, möglichst wirksam im Center die Arbeit zu unterstützen und wieder viel Neues zu erleben. In den vergangenen 18 Monaten hatte sich so viel verändert, insbesondere durch Corona. Das Bedürfnis der Kinder und ihren Familien nach Hilfe war durch die Krise stark angewachsen.

Die Essensausgabe für die Kinder hatte sich mehr als verdoppelt. An der Suppenküche, früher nur an zwei Tagen in der Woche angeboten, stehen nun an allen Werktagen egal bei welchem Wetter lange Schlangen von Erwachsenen. Das Elend ist größer als je zuvor. Viele Erwachsene haben ihren Job verloren. Viele Familien haben keine Einnahmequelle mehr. Die Kriminalität hat sich sehr verbreitet.

Das Center muss sich ständig auf neue Corona-Auflagen einstellen. Und auf viele Situationen von Not der Township Bewohner. Hier leisten die Oratorianer einen unerlässlichen und nicht wegzudenkenden Dienst.

Viele Hilfsorganisationen haben ihre Tore geschlossen, viele Hilfsmöglichkeiten sind weggebrochen. Hier fehlten die Spendengelder und notwendige Unterstützung.

Eine Antwort auf die Versorgung von Erwachsenen ist das neu eröffnete Haus der Barmherzigkeit. Hier findet nun die Essensausgabe statt und obdachlose Menschen haben die Möglichkeit zu übernachten. Sie können sich waschen und neue Kleidung erhalten. Vor allem aber werden sie gesehen, ihre Sorgen und Ängste werden ernst genommen, sie bekommen konkrete Hilfe, die es ohne dieses Center nirgends gibt.

Auch in der Kindertagesstätte Haus Luigi und im Jugendzentrum Haus Philipp ist viel passiert. Nach seiner Priesterweihe hat Mark nun die Verantwortung für die Häuser übernommen. Mit Sachin und Farrel hat er zwei Mitarbeiter in den Häusern, welche die täglichen Abläufe gestalten. Beide waren selbst als Kinder im Center.

Für mich war es eine große Freude, wieder mitarbeiten und mitgestalten zu können. Ich spürte die Verbundenheit mit dem Center und die Leidenschaft von Sachin und Farrel. Beide sind große Vorbilder für die neue Generation. Sie sind „einer von ihnen“ und zeigen den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten ihr Leben zu gestalten, in dem sie es ihnen vorleben. Eine Option gegen Kriminalität und Perspektivlosigkeit. Gute männliche Vorbilder sind sehr selten in den Familien und in dem Umfeld der Kinder und Jugendlichen.

Für die Kinder war der Lockdown in Südafrika eine sehr schlimme Zeit. Das Center war für ein Jahr geschlossen und konnte nur Verpflegung anbieten. Umso mehr war es mir ein Anliegen, den Kindern schöne Aktivitäten anzubieten. Viele Ausflüge habe ich zusammen mit den Kindern unternommen, zu Elefantenfütterungen, Wildlife Ranches, Straußenfarmen und anderen großartigen Orten. Die Fußballmannschaft hat wieder Fahrt aufgenommen und wir sind häufig ins benachbarte Laatgansvlei gefahren, um in einem richtigen Fußballstadion bei unserem Freund Dario Urbanski gegen andere Teams anzutreten.

Für die Kinder waren dies großartige Momente und für viele das erste Mal, dass sie solche außergewöhnlichen Erfahrungen sammeln konnten. Ich spürte Ihre Begeisterung. Das Lächeln und die Freude der Kinder waren wie das letzte Mal das schönste an meinem Aufenthalt in Südafrika. Es ist sehr erfüllend im St Luigi Scrosoppi Center mitzuwirken und jede Unterstützung für diesen Ort ist ihren Aufwand und die Mühe wert.

Mal sehen, wann es für mich das nächste Mal Richtung Oudtshoorn geht, meine letzte Reise dorthin war es sicher nicht, es gibt noch so viel zu tun.

Luis Laufmöller