Am 21. Oktober 2023 fand die jährliche Mitgliederversammlung von FOPOS e.V. in Scharmede statt. Neben der Möglichkeit, der Versammlung direkt vor Ort beizuwohnen gab es erstmalig auch die Option, sich online über digitale Medien einzuwählen und einzubringen.

Vorstand und Geschäftsführung legten Rechenschaft über das vergangene Jahr ab und konnten stolz berichten, daß die fantastische Summe von 75000,- Euro Spendengelder an Oudtshoorn überwiesen werden konnte. Vielen herzlichen Dank an alle Spender:innen, die dies möglich gemacht haben. Die Höhe der gesamten Spenden, die über FOPOS e.V. seit Bestehen des Vereins an Oudtshoorn überwiesen werden konnten, hat somit die halbe Million Euro überschritten!

Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde darauf hingewiesen, daß FOPOS auf der dringenden Suche nach freiwilligen Helfer:innen für einen einjährigen Einsatz im Projekt in Oudtshoorn ab Sommer 2024 ist. Derzeit läuft hierzu die Bewerbungsfrist. Voraussetzung ist zum Zeitpunkt des Einsatzes ein Alter von 18 bis 27 Jahren. Weitere Informationen hierzu gibt es über die Geschäftsstelle von FOPOS oder auf der Webseite von -> mundus-eine-welt.

Neben drei freiwilligen Helfer:innen, Janneke Seemann (online), Lena Frigger (online) und Lars Jachenholz (vor Ort), waren Pater Wim, Pater Leon und Pater Mark aus Oudtshoorn der Versammlung online zugeschaltet. Die beiden ehemaligen freiwilligen Helfer:innen Janneke und Lars berichteten sehr beeindruckend und emotional mit bebilderten Vorträgen von ihren Erlebnissen und Eindrücken in Oudtshoorn.

Pater Leon bedankte sich ausdrücklich bei den Spender:innen und Mitgliedern von FOPOS für die Unterstützung und gab in einem bewegenden Bericht die aktuellen Geschehnisse im Center und in Oudtshoorn wider, der im Folgenden im Wortlaut nachzulesen ist.

Bericht an FOPOS 21. Oktober 2023

Liebe Christiane, lieber Klaus, lieber Hubertus, liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde und Familie von FOPOS, wie schön, Sie und Euch alle zu sehen! Ich grüße alle ganz herzlich von unserem St. Luigi Scrosoppi Care Center und dem Oratorium! Danke, dass Sie hier sind und sich die Zeit nehmen an dieser Versammlung teilzunehmen. Ihr anhaltendes Interesse und die andauernde Unterstützung sind immer noch wie ein Wunder für uns.

Wir alle leben in sehr herausfordernden Zeiten, egal, ob wir uns in Deutschland oder Südafrika befinden, und wie hören jeden Tag so viel Negatives und schlechte Neuigkeiten aus der ganzen Welt. Diese Zusammenkunft heute ist ein positives Zeichen: ein Zeichen der Hoffnung und des Lichts, auch wenn das Leben scheinbar immer dunkler wird. Natürlich haben all die schlimmen Dinge, wie der Krieg in der Ukraine oder der erneute Konflikt im Gazastreifen, einen großen Einfluss auf unsere ganze Welt: eine Welt in einer wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Krise. Wenn die Zeiten hart sind, ist es normal und natürlich, dass Menschen sich selbst an die erste Stelle stellen und versuchen, sich finanziell abzusichern. Diese Tatsache macht den großen Geldbetrag, der von FOPOS an uns überwiesen wurde, umso wertvoller und ist für uns ein wahres Zeugnis all der harten Arbeit und der selbstlosen Gabe der Mitglieder von FOPOS! Vielen herzlichen Dank!!!

Vor Ort in unserem wunderschönen Land Südafrika gibt es vieles, das uns sehr beunruhigt und unsere Herzen schwer macht. In den letzten Jahren ist ein neues Wort in unseren politischen Wortschatz eingetreten: „State capture“ (~ Staats-Eroberung). Dieser Begriff bezieht sich darauf, dass große Teile des Staates und des Regierungsapparats anscheinend von skrupellosen Kriminellen erobert und eingenommen wurden. Unsere Wirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale, was vielleicht am besten am Beispiel des Folientunnels für ein weiteres Gewächshaus deutlich wird, den wir mit dem Geld, das wir dank der Hilfe von FOPOS von Studiosus bekommen haben, bauen wollen. Das erste Angebot, das wir bekamen als wir uns für die Finanzierung des Folientunnels beworben haben, ist um 40.000 Rand (~ 2000€) gestiegen und der Betrag beinhaltet noch nicht die Transportkosten des Materials von Johannesburg nach Oudtshoorn. Die Preise steigen von Monat zu Monat in den Himmel. Deshalb haben wir beschlossen, den Folientunnel selbst zu bauen, so wie wir es hier im Center mit so vielen anderen Dingen tun.

Ein weiteres Beispiel ist, dass die Preise für Brot so dramatisch gestiegen sind, dass wir es uns nicht mehr leisten können, Brot für unsere Kinder und Jugendlichen zu kaufen. Pater Wim backt nun selbst das Brot für das Center, was erschwinglicher ist. Zudem haben wir damit begonnen, unsere eigenen Hühner zu züchten und auch unser Gemüsegarten gedeiht – dank eines ungewöhnlich nassen Winters und Frühlings – sehr gut. Wir werden in vielen Bereichen des Lebens selbstständig und unabhängig werden müssen. Die Produktion unseres eigenen Gemüses und anderer Lebensmittel ist eine Priorität für uns geworden. Grundnahrungsmittel sind leider sehr teuer geworden und wie immer sind es die ärmsten und verwundbarsten Menschen, die am meisten darunter leiden.

Das größte Wunder für uns ist, dass unser Center geöffnet bleiben und die Arbeit weitergehen kann und dafür müssen wir FOPOS von Herzen danken!

Unsere Nachmittagsprogramme für die Kinder in Haus Luigi und die älteren Mädchen in Haus Veronica sowie für die älteren Jungen in Haus Philipp können voll durchgeführt werden. Wir sind besonders froh über das Haus Veronica, das dank der Arbeit von Lena und Merle (unsere zwei deutschen Freiwilligen) vor wenigen Tagen voll in Betrieb genommen werden konnte. Unsere Suppenküche im Haus der Barmherzigkeit läuft ebenfalls gut. Für unsere Nachtunterkunft befinden wir uns im Genehmigungsprozess, den die städtische Gemeinde vorschreibt. Dafür haben wir einen Stadtplaner beauftragt, der die Pläne und Vorschläge aufgezeichnet hat und die Ergebnisse haben wir bei den örtlichen Behörden eingereicht.

Es ist ein langwieriger Prozess und man kann nicht sofortige Ergebnisse erwarten, wenn man mit Menschen arbeitet und versucht, ihnen trotz der widrigen Lebensumstände zu helfen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Die Zukunft unseres Landes, die momentan so trostlos aussieht, kann nur besser werden, wenn wir in unsere Kinder und Jugendlichen investieren. Generationen des Lebens im Township/ Ghetto und die Chancenlosigkeit auf Bildung und Möglichkeiten im Leben gepaart mit politischer Unterdrückung haben eine drogen- und gewaltverseuchte Gesellschaft entstehen lassen, in der ein zerrüttetes, nicht funktionierendes Familienleben und Gewalt normal geworden sind. Es ist nicht einfach, aus einem solchen Leben auszubrechen, besonders wenn man es sich nicht leisten kann, das Township zu verlassen. Die Tatsache, dass sich so viele der politischen Anführer unseres Landes als Kriminelle herausgestellt haben, zeigt, dass sie nie den Überlebenskampf des Townships und die Gangstermentalität hinter sich gelassen haben. All das sind Gründe, warum wir uns dazu entschieden haben, im Township zu leben und warum wir versuchen, inmitten der Gemeinschaft vor Ort unsere Hilfe und Unterstützung anzubieten. Wir haben mit unserer Arbeit im Township im Jahr 2006 begonnen und sind sehr dankbar darüber, dass es nach so vielen Jahren und vielen Enttäuschungen, Scheitern und Fehlern einige sehr positive Ergebnisse gibt. Unsere beiden Jugendarbeiter Sachin und Farrell sind von klein auf mit dem Center aufgewachsen und sind jetzt zu ganz wunderbaren Vorbildern für die Kinder, insbesondere für die Jungen, geworden. Dieses Jahr haben wir zudem einen Rekord von sieben Abschlussschülern aus Haus Philipp. Die große Mehrheit der Kinder im Township erreicht oder beendet nie ihren Abschluss. Dass unsere Jungen das geschafft haben, ist auch der Verdienst von Pater Mark, der viel Zeit und Engagement investiert hat, um den Jungen auf so vielfältige Weise zu helfen. Eine großartige Neuigkeit ist, dass alle sieben unserer Abschlussschüler im nächsten Jahr zur Universität gehen werden!

Traurigerweise bekommen nur sehr wenige Kinder Hilfe und Unterstützung von ihren Eltern und Familien. Wenn dein tägliches Leben aus einem Kampf um Nahrung und ums Überleben besteht, bleibt keine Zeit und Energie, um den Kindern mit ihren Hausaufgaben zu helfen und sich in ihre schulische Bildung einzubringen.

Was wir an FOPOS so sehr schätzen ist, und dafür müssen wir besonders Klaus danken, denke ich, dass uns vertraut wird, dass wir grundsätzlich die richtigen Entscheidungen in der Investition des Geldes treffen, das gespendet und uns überwiesen wurde. Wir sind immer froh, Gelder für spezielle Projekte zu bekommen, aber wir müssen im  Hinterkopf behalten, dass kein spezifisches Projekt realisiert werden kann, ohne dass das ganze Center geöffnet und am Laufen bleibt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre harte Arbeit! Viele von Ihnen haben uns schon besucht und ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie jederzeit herzlich willkommen sind, hierher zu kommen und Zeit mit uns zu verbringen! Wir sind so dankbar für die persönlichen Freundschaften, die über die vielen Jahre, in denen FOPOS existiert,  zwischen uns gewachsen sind.

Wir werden nicht aufhören, für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu beten!

Pater Leon Mostert C.O.
Präpositus der Kongregation des Oratoriums des hl. Philipp Neri in Oudtshoorn
Direktor des St. Luigi Scrosoppi Care Center